Der Standard Tisch von LABOR 117 – ehrlich und elegant
Möbel aus Beton? Aber auf jeden Fall, meint das junge Designerteam von Labor 117 rund um Luis von Czettritz und Sebastian Müller-Tiburtius. Ihr Standard Tisch mit Betontischplatte und verschweißtem Stahluntergestell ist eine ehrliche Haut – und mit seiner zweckmäßigen, unaufgeregten Form, der auffällig-unauffälligen Optik und der perfekten Verarbeitung zudem außerordentlich ansehnlich. Das schöne Stück vereint etliche Eigenschaften guten modernen Designs: Respekt vor dem Material, Funktion im Fokus, Versatilität, gesteigertes Qualitätsbewusstsein.
Jeder Standard Tisch ist ein handgegossenes Unikat und lässt sich im Sinne verschiedener Einrichtungs- und Lebensstile feintunen. Mit Gestell aus schwarzem Industriestahl oder rostfreiem, gebürstetem Edelstahl, mit cleaner oder rauer Oberflächenstruktur, in weiß oder grau kann er ein würdiger Bauhaus-Erbe sein oder ein modernes Wohnkunstobjekt, bringt er den Loft-Style auf den Punkt oder wird zur perfekten Verkörperung des Industriestils. Dabei schafft der Standard Tisch, woran andere Betonmöbel regelmäßig scheitern: Das nicht eben leichte Möbel wirkt unbeschwert und alles andere als klobig.
Während sie das Material für sich entdeckten, wurden von Czettritz und Müller-Tiburtius zu Experten in Sachen Beton. Im Februar 2016 begannen die beiden mit ihren Experimenten – damals noch im eigenen Wohnzimmer – und entwickelten in unzähligen Versuchen die perfekte Betonmischung: Sie steht dem Beton, der zum Gießen tragender Bauelemente verwendet wird, in Härte kaum nach und hat dabei die geschmeidige Oberfläche von hochwertigstem Sichtbeton. Mögliche Farbnuancen reichen von weiß, gelblich und hellgrau bis anthrazit. Oberflächen können ebenmäßig seidenglatt sein – oder durch zahlreiche Lufteinschlüsse interessant strukturiert (der Fachbegriff dafür ist „verlunkert“). In jedem Fall bereitet man das Rohmaterial durch eine aufwändige Nachbehandlung auf sein Dasein als Tischplatte vor: Die gegossene Oberfläche wird zunächst geschliffen, dann mehrfach gewachst und schließlich poliert.
In vieler Hinsicht ist Beton wie Naturstein – also ein Material, das durchaus ein bisschen Aufmerksamkeit benötigt (Labor 117 empfiehlt, die Platte alle sechs bis zwölf Monate nachzuwachsen), das aber eine ganz individuelle Patina entwickeln und mit den Jahren immer schöner und „eigener“ werden kann.
In Zukunft wollen die jungen Designer – mittlerweile zu sechst im Team – ihre neugewonnene Beton-und-Stahl-Expertise auch auf andere Möbel werfen: Betonboxen sind im Gespräch. Lampen aus Beton. Vielleicht ja auch einmal eine Neuauflage der ursprünglichen Inspiration für die Betonmöbel-Experimente: ein unverwüstliches Beton-Hängeregal, das von Czettritz‘ Vater einst für ihn baute.